Was mir heilig ist

Regelmäßig lese ich die kurzen Texte derjenigen Menschen, die das, was ihnen heilig ist, an einer bestimmten Sache festmachen. Es fasziniert mich, daß viele etwas so Großes mit nur wenigen Worten beschreiben können und so habe auch ich also diese Herausforderung angenommen:

Was mir heilig ist

Ein Birnbaum.

Nicht irgendeiner, sondern der große, alte Birnbaum, der mitten im Garten des Berliner Franziskanerklosters in Pankow steht. Fest verwurzelt und unerschütterlich wächst er weiter zwischen Kapelle und Kreuz, gleich neben den Bienenstöcken und den Rosen. Eine Ahnung von Eden inmitten der Großstadt, ein Ort der Ruhe und des Gebets, meines und dem der Brüder. Der Baum kennt mein Lachen, meine Tränen, Lieder und auch meine Angst. Wenn er blüht, gehen wir tanzen, im Sommer wirft sein Schatten sich auf unsere Stille und herbstlich erinnern die Früchte uns an Sein Versprechen. Dem Winter zum Trotz steht er nackt und mutig dort und sammelt ein, was heimatlos ist: die schnellen Schritte, flüchtige Begegnungen und meine Sehnsucht nach Ihm.

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